Seit Anfang Oktober ist in der ARD Mediathek eine Dokumentation über den privaten Samenspender Gerrit abrufbar, der 30 Kinder gezeugt hat.
Das Erste zeigt den Film am 6. November um 23.20 Uhr.
Gerrit wurde vor mehr als zehn Jahren privater Samenspender, weil er einen eigenen Kinderwunsch hatte, aber Kinder nicht in sein damaliges Leben mit vielen Reisen passten. Er ist ein offener Spender: die Kinder, die durch seine Spende entstehen, haben die Möglichkeit, Kontakt zu ihm und Halbgeschwistern aufzunehmen. Inzwischen hat er auch drei Kinder aus einer eigenen Beziehung.
Unser Mitglied Sina hat die Dokumentation mit gemischten Gefühlen gesehen. Einerseits verspürte sie Freude über die Offenheit und das Glück der lesbischen Mütter und der Solo-Mütter und die nahbare und reflektierte Art von Gerrit. Andererseits habe sie erschreckt, wie schnell die Halbgeschwistergruppe auf 30 angewachsen sei. Es stelle sich die Frage, wie sehr sich die Mütter darauf verlassen können, dass er wirklich mit dem Spenden aufhört und wie groß die Gruppe der Kinder vielleicht doch werden könnte.
Die nicht kontrollierbare Zahl der Kinder sowie die fehlende Absicherung, dass das Kind tatsächlich von seiner Zeugungsart erfährt, kann problematisch bei privaten Samenspenden sein (siehe dazu auch unser Beitrag Private Samen“spende“ und Co-Parenting). Im Jahr 2023 wurde der niederländische Samenspender Jonathan Jacob Meijer aus den Niederlanden gerichtlich verboten, weitere Kinder zu zeugen, nachdem bekannt geworden war, dass er über 500 Kinder gezeugt hatte (siehe auch unser Beitrag hierzu).
Der mögliche Kontakt zum genetischen Vater und den Halbgeschwistern kann aber sehr positiv bei privaten Samenspenden sein. So sieht es auch unser Mitglied Sina: Es sei toll, dass die Kinder direkt voneinander wüssten und sich treffen könnten. Sie selbst hätte sich gefreut, ihre erst vor kurzem gefundene Halbschwester schon als Kind gekannt zu haben. Trotzdem sei ihr schwer ums Herz geworden, als eine achtjährige Tochter von Gerrit gesagt habe, sie würde sich eigentlich mehr Kontakt zu ihm wünschen.
Sina hatte an einigen Stellen außerdem das Gefühl, dass die Erwachsenen nicht über ihre eigenen Wünsche hinaussehen können: Wenn Gerrit sage, als er ein Baby auf dem Arm halte, das sei nicht sei Kind, stimme faktisch nicht. Es sei sein Kind, wenn auch nicht sozial, doch zumindest biologisch. Sie könne auch nicht mitgehen mit der Aussage einer Mutter, dass es das wichtigste sei, dass die Kinder Wunschkinder seien. Zwar sei es toll, geliebt zu werden, aber damit seien auch Erwartungen verbunden. Sowohl die Mütter wie auch Gerrit würden sich nicht damit beschäftigen, wie es den Kindern damit geht und in Zukunft gehen wird. Trotzdem würde sie sich freuen, wenn es mehr solcher für Kontakt offener, reflektierter Samenspender gäbe. Für die Kinder sei es wichtig und absolut richtig, dass sie mit dem Wissen um ihre Zeugung aufwachsen.