In der Zeit-Online ist ein Artikel über Mia von Spenderkinder, die die Vaterschaft ihres rechtlich-sozialen Vaters angefochten hat. Vorab: Der Artikel ist keine wörtliche Wiedergabe von Paulines/Mias Aussagen, sondern eine Bearbeitung, in der sich Mia selbst nicht vollständig wiederfindet.
Ich möchte diesen Artikel aber zum Anlass nehmen um auf ein Phänomen hinzuweisen, das sich unabhängig von der individuellen Geschichte durch die uns gegenüber größtenteils abschätzigen Kommentare zieht: Der (arme!) soziale Vater wird auch in diesem Artikel wie selbstverständlich bedauert und in Schutz genommen. Diese Tendenz erlebe ich beinahe durchgängig, fast wie einen Reflex. Ich halte diesen Schutz deshalb für so gefährlich, weil er es aus meiner Sicht erschwert, dass sich die sozialen Väter (als aktive Individuen!) mit ihrer Situation auseinandersetzen: Mit ihrer unabänderlichen Unfruchtbarkeit und ihrer aktiven Entscheidung für eine Samenspende. Die Samenspende ist keine „Behandlung“ der Unfruchtbarkeit, keine letzte Möglichkeit, sich irgendeine „Normalität“ zurechtzubasteln, sondern eine Entscheidung mit dem Samen eines anderen Mannes ein Kind zu bekommen und dieses Kind zu begleiten. Keine einfache Entscheidung und eine Aufgabe, die Mut, Selbstbewusstsein und nicht Kompensation, sondern Integration von Schwäche verlangt.