In der Online-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung wurden am 27. und 28. März 2017 mehrere Beiträge zum Thema Kinderwunsch zusammengestellt, die sich aus unterschiedlichen Perspektiven damit auseinandersetzen: Eine Leihmutter, eine Adoptivmutter, der Mann eines Paares mit unerfülltem Kinderwunsch und Spenderkinder kommen neben Reproduktionsmedizinern zu Wort.
Während Spenderkinder-Mitglied Sunny schon als 10jährige davon erfuhr und stolz ist, dass ihre Eltern Geld dafür bezahlten, um sie zu bekommen, konnte Spenderkinder-Mitglied Björn erst mit 34 Jahren seine Gefühle richtig einordnen. Als er ihnen nachging, fand er heraus, dass er durch eine Samenspende entstanden ist – wie sein Bruder, der bis heute nichts davon weiß. Mittlerweile hat er selbst einem Paar privat Samen gespendet – allerdings unter der Bedingung, dass er Eltern und Kind bekannt ist und kein Geld dafür erhält. Am Beispiel von Björn wird auch deutlich, dass das Verschweigen der Entstehung durch Samenspende von Eltern gegenüber ihren Kindern immer noch ein großes Thema ist – sowohl für die heutigen Kinder als auch für die bereits erwachsenen Spenderkinder.
Etwas fragwürdig ist allerdings der Beitrag zu Leihmutterschaft, in dem eine US-amerikanische Leihmutter zu Wort kommt. Wie so oft in Beiträgen über Leihmutterschaft hat sie kein Problem damit, das Kind abzugeben, und möchte vor allem einem kinderlosen Paar helfen. Es ist relativ wahrscheinlich, dass diese Interviewpartnerinnen von Leihmutteragenturen vermittelt werden und damit vor allem die Aspekte äußern, die die Kunden gerne hören möchten. Und wer möchte schon hören, dass die Leihmütter es primär wegen des Geldes machen und es ihnen möglicherweise doch schwer fällt, keine Gefühle für das Kind zu entwickeln? Bezeichnend ist zum Beispiel, dass es kaum Leihmütter gibt, die aus einer relativ wohlhabenden Gesellschaftsschicht stammen. Dass es auch andere, durchaus kritische Erfahrungsberichte über Leihmutterschaft gibt wie die des Center for Bioethics and Culture Network wird leider oft übersehen.