Der Verlag hat uns netterweise ein Rezensionsexemplar des Buches „Triplo X – ein Kinderwunschroman“ zugeschickt. Leider kann ich über den Inhalt aber nicht viel Gutes berichten.
Die Story: die Hauptperson Marta hat ein X-Chromosom zu viel (Triplo X), kann deswegen selbst keine Kinder bekommen und entscheidet sich daher für eine Eizellspende in Spanien. Da das als Handlung etwas dünn ist, wird es noch damit garniert, (Achtung Spoiler) dass sie herausfindet, dass ihre als Kind verstorbene Schwester Selbstmord begangen hat, weil sie unter der Mutter litt. Die Kinderwunsch-Odyssee hätte als zweiseitige Betroffenheits-Story für eine Zeitschrift wie nido oder Brigitte vielleicht noch ganz gut funktioniert, ist aber auf über 200 Seiten nur ermüdend, besonders wenn es nachher darum geht, welche Schwangerschaftstests sie wann und wie macht, wie sie Schwangerschaft und Geburt erlebt und wie sie sich für den Namen des Kindes entscheidet.
Gewundert habe ich mich aber insbesondere über die Motivation, ein solches Buch zu veröffentlichen. Wenn man Sympathie für unfruchtbare Menschen wecken möchte, dann garantiert nicht mit so einer Hauptperson. Würde ich dagegen eine negative Schilderung schreiben wollen über eine Frau mit Kinderwunsch, die auf eine künstliche Befruchtung zurückgreift, würde sie genau so aussehen wie Marta. Sie hat nämlich eigentlich nur ein einziges Thema – sich selbst. Sie will Mutter werden, und deswegen muss das irgendwie funktionieren. Ohne Kind zu leben, ist für sie nicht vorstellbar. Die Motivation hierfür, die ausdrücklich genannt wird, ist, dass sie selbst eine so schlechte Mutter hatte, dass sie es selbst besser machen möchte. Dass ein Kind kein Mittel sein sollte, um die eigenen seelischen Wunden zu heilen, sollte eigentlich klar sein, wird aber nie hinterfragt. Sie hat eine stark überspannte Persönlichkeit, worunter auch ihr ganz sympathischer Mann im gesamten Buch leiden muss, wenn er sie immer wieder beruhigen muss.
Die Entscheidung für eine Eizellspende fällt Marta so: Bei Adoptiv- und Pflegekindern befürchtet sie, dass sie krank oder behindert sind. Also muss sie selbst eins bekommen. „In vielen Ländern der EU ist Eizellspende legal, praktiziert wird sie regelmäßig aber nur in Tschechien, Spanien und seit 2015 auch in Österreich. Die Tschechen betrügen uns bestimmt, vorverurteile ich, und die Österreicher müssen noch üben, also werden wir nach Spanien gehen, eine renommierte Kinderwunschklinik liegt auf Mallorca“. Genau, da ist dann ja auch schönes Wetter. Dass Eizellspenden in Österreich anders als in Spanien nicht anonym sind, ist nicht Teil ihrer Entscheidung. Nicht anonyme Eizellspenden sind auch in einigen anderen europäischen Ländern möglich – aber das wird im Buch noch nicht einmal thematisiert.
Die Perspektive des Kindes wird im gesamten Buch nicht angesprochen – es ist nur das Wesen, was sehnlichst erwünscht wird. Das Verbot der Eizellspende in Deutschland sieht Marta als Ausdruck einer patriarchalischen Gesellschaft, deren Entscheidungsträger weiterhin Männer sind. Dass das Verbot auch das Kind schützen soll, interessiert sie überhaupt nicht, bei Restriktionen kann es sich nur um Schikane handeln. Ethische Bedenken hat Marta wenig – „Skrupel steigen in mir hoch – aber die müssen weg, damit wir unser Mädchen holen können.“ Zur Anonymität von Eizellspenderinnen in Spanien sagt sie nur: „Damit wird unser Kind leben müssen und auch können. Wir werden ihm dabei helfen.“ Bleibt nur zu hoffen, dass das Kind diese Entscheidung dann auch so akzeptieren wird.
Ihr Mann hat nach dem ersten Beratungsgespräch auf Mallorca Zweifel, ob die Eizellspende das Richtige für sie ist. „Weißt Du, Du bist nun mal etwas labil, und ich kann nicht immer alles auffangen. Wir beide wissen nicht wie das sein wird für dich, wenn unser Kind meine Gene hätte, aber deine nicht, sondern die einer Unbekannten. Wirst du nicht doch neidisch sein, dich ausgegrenzt fühlen? Und für das Kind wird es auch nicht einfach, dass es seine biologische Mutter nie kennenlernen kann.“ Sehr wahre Bedenken – und was macht Marta? Setzt ihm ein Ultimatum, dass sie es notfalls alleine durchzieht. Das widerspricht natürlich diametral dem Ratschlag, dass beide Eltern voll hinter der Entscheidung für eine Gametenspende stehen müssen.
Nach der Lektüre des Buches hoffe ich nur, dass der Großteil der Kinderwunsch-Eltern in Deutschland anders als die Protagonistin ist und sich etwas tiefer gehende Gedanken macht und dass das Buch zum Nachdenken über die elternzentrierte Erfüllung eines Kinderwunsches durch Eizellspende anregt.
Ich verstehe nicht wirklich, warum das Urteil zu diesem Buch auf dieser Seite so hart ausfällt. Die Autorin, die hier ihre eigene Geschichte aufschreibt, hat durch das Erzählen der Rahmenhandlung eine wunderbare Analogie hergestellt. Ihre Eltern hatten ein Familiengeheimnis. Ihre Schwester hat sich selbst das Leben genommen und das wurde in der Familie stets als ein Unfall dargestellt. Wie sehr dadurch das Vertrauensverhältnis zu den Eltern belastet wird, wird an mehreren Stellen des Buches beleuchtet. Sie schreibt über ihren Vater: „Er darf nicht gelogen haben, weil er mein Ein und Alles war.“
Zum Thema Aufklärung schreibt sie, dass im Forum „Egg-Donation“ geraten wird, „Kinder aus Eizell- und Samenspenden bereits im Kleinkindalter über den Umstand ihrer Zeugung aufzuklären. … Genauso werden wir das machen.“
Sie kritisiert: „Obwohl auch die UN-Kinderrechtskonvention das Recht auf Kenntnis der eigenen Abstammung feststellt, kann unser Kind seine biologische Mutter nicht kennenlernen, weil die Spende in Spanien anonym abläuft.“
Zum Thema Anonymität der Spenderin wird auch deutlich, dass das nicht zu ihrem eigenen Gefühl passt. Sie fragt den Arzt:“Geht es ihr gut? Und wir dürfen sie wirklich nicht sehen?“ Dazu schreibt sie:“Jetzt, da alles real ist, kommt mir das Kontaktverbot zwischen uns und der Spenderin künstlich und falsch vor. Sie wird hoffentlich die biologische Mutter unseres Kindes werden, sie ist unsere Retterin. Ich möchte ihr aus ganzem Herzen Danke sagen, ich will mich vergewissern, dass sie alles gut überstanden hat, und ich muss meine Kontaktdaten mit ihren tauschen, falls unser Kind sie später kennenlernen will. Doch Professor Bäumer lässt sich nicht erweichen, die Spenderin bleibt anonym.“
Sicher hätte sie sich vorher überlegen können, ob sie die Eizellspende in einem anderen Land entgegennimmt. Nur wären ihre Möglichkeiten da auch nicht groß gewesen. Auch wenn Österreich erwähnt wird, die Möglichkeit der Eizellspende in Österreich gibt es erst seit April 2015. Die Spende hat jedoch bereits im Sommer 2014 stattgefunden und da war noch gar nicht sicher, wie es in Österreich werden wird. Die andere Möglichkeit der offenen Eizellspende – Finnland – hat sich leider als relativ wenig erfolgreich erwiesen. Ich weiß von Paaren, die vergebens viel Geld in Finnland gelassen haben und letztlich schweren Herzens nach Tschechien wechseln mussten, wo die Spenden leider anonym sind, dafür aber auch schnell erfolgreich. Dazu gehört dann auch, Strategien zu finden, um sich mit der Anonymität zu arrangieren.
Dass die Gedanken zur Anonymität der Spenderin noch nicht rechtzeitig ausgereift waren, ist eben auch ein Ausdruck dafür, dass die Betroffenen mit der Situation allein klar kommen müssen. Da werden dann auch schnell Fehler gemacht. Ich finde es großartig, dass die Autorin hier so ehrlich war. Durch ihre bestechende Ehrlichkeit ist ihr Buch eben auch ein großartiges Abbild der Realität geworden.
In jedem Fall fühlt sich die Autorin durch die Diffamierung der assistierten Befruchtung und auch durch das Verbot der Eizellspende diskriminiert. Zur Diskriminierung findet sie klare Worte. Sie bezeichnet zum Beispiel die Rede von Leitscharoff und das Hochspielen der Genealogie (hier indirekt Greiner) als „Rassismus von morgen“ und das Gerede darüber, dass man in die Natur nicht eingreifen soll, als „Naturnazigeschwafel“. Auch mit dieser Aussage trifft sie voll den Punkt: „Diese Worte haben bereits unzählige Kinder diffamiert und ihren Eltern in die Eier getreten, dahin, wo es am meisten weh tut. Viel schlimmer noch, sie haben die Alltags-Diskriminierer bestätigt“.
Genau deshalb schlussfolgert sie auch: „Wir sind uns nicht sicher, ob wir auch mit der Eizellspende offen umgehen sollten, sind wir doch schon vom Verteidigen der künstlichen Befruchtung so erschöpft.“
Wenn ihr hier schreibt: „Sie hat nämlich eigentlich nur ein einziges Thema – sich selbst.“ – darf ich dann fragen, ob IHR noch ein anderes Thema habt als euch selbst? – Ich möchte damit niemandem zu nahe treten und auch nicht eure Geschichten herunterspielen. Ich möchte nur sagen, dass es viele Menschen auf der Welt gibt, die auf ganz unterschiedliche Weise in ihren Gefühlen verletzt werden. Und es gilt doch, Verständnis für alle aufzubringen. Jeder hat das Recht, auch an sich selbst zu denken. Und jeder Mensch tut das auch auf seine persönliche Weise. – Ich habe schon viele Erfahrungsbücher zu ganz unterschiedlichen Themen gelesen, da steht eigentlich immer die Hauptperson mit ihrem Selbst im Mittelpunkt. Ein Buch, in dem eine krebskranke Frau ihr Selbst schreibt, hättet ihr gewiss nicht mit so einem harten Urteil versehen.
Zu begrüßen wäre es, wenn es der Verein Spenderkinder irgendwann schafft, ein Buch, das pro Aufklärung eintritt, nicht allein deshalb nur abwertend zu beurteilen, weil es darin auch um eine Eizellspende geht.
Ich wundere mich etwas, dass das Buch auch von Kinderwunschseltern verteidigt wird, weil ich den Eindruck hatte, dass Kinderwunscheltern dort als egoistisch und unreflektiert dargestellt werden. Ob das Buch auf eigenen Erfahrungen beruht, tut nichts zur Sache – es wird als Roman angekündigt, und ich habe die Person als Romanperson bewertet und nur persönlich gehofft, dass sie fiktiv ist.
Wir werten ein Buch selbstverständlich nicht deshalb ab, weil es darin um Eizellspende geht, sondern kritisieren am vorliegenden Buch, dass die Wunschmutter sich ohne große Reflexion und mit wenig Empathie für die Gefühle ihres Mannes für eine anonyme Eizellspende entscheidet, obwohl sie sogar selbst spürt dass das für das Kind nicht gut ist. Da zeigt sich eindeutig, dass sie die Erfüllung ihres Kinderwunsches über die Bedürfnisse (und Rechte!) des Kindes stellt. Das kritisieren wir selbstverständlich, da wir uns für die Respektierung der Rechte der Kinder einsetzen. Aus diesem Grund stehen wir auch der Eizellspende grundsätzlich kritisch gegenüber. Sie ist nicht ohne Grund in Deutschland verboten, nicht um Wunscheltern zu schikanieren, sondern um Menschen keine gespaltene Mutterschaft zuzumuten.
Die Passage, in der die Hauptperson die Wahl für das Land der Eizellspende trifft, habe ich ja zitiert. Österreich wird abgelehnt, weil sie meint, dass die Österreicher das nicht könnten. Großbritannien oder die Niederlande wären übrigens auch noch Alternativen für nicht anonyme Eizellspenden gewesen. Wesentlich mehr als für die Gesundheit der Eizellspenderin fürchtet die Hauptperson um ihre eigene Gesundheit durch die Übertragung einer fremden Eizelle. Dass die Hauptperson sich für die Aufklärung ihres Kindes entschieden hat, kommt als Randaspekt vor – es handelt sich also mitnichten um einen Roman um die Aufklärung von durch Gametenspende gezeugten Menschen. Das Kind ist am Ende ja auch erst drei Monate alt.
Unser Verein setzt sich für die Sicht von Menschen aus Samenspende und anderen Formen der Familiengründung mit Hilfe einer dritten Person wie Eizellspende, Embryonenadoption und Leihmutterschaft ein. Wir nehmen zur Kenntnis, dass sich viele Wunscheltern offenbar stigmatisiert fühlen und Rechtfertigungsnot für ihre Entscheidung für ihre Form der Familiengründung empfinden. Es gehört jedoch nicht zu unseren Vereinszielen, Wunscheltern Trost oder Anerkennung für ihre Form der Familiengründung entgegenzubringen. Weder unsere frühaufgeklärten noch unsere spätaufgeklärten Mitglieder können Stigmatisierungserfahrungen berichten, so dass dies eher ein Thema der Eltern als der Kinder zu sein scheint.
Liebe Anne,
zu Ihrer Rezension meines Romans „Triplo X. Ein Kinderwunschroman“ nehme ich hier sehr gern Stellung.
Zunächst einmal, wer sich einen Kinderwunschroman kauft, wird sicher nicht gelangweilt sein von der „Kinderwunsch-Odyssee“ wie Sie schreiben, den neben meiner Protagonistin
all jene Frauen durchmachen, die nicht einfach so schwanger werden. Und dieses Leid, deren Dimensionen nachweislich (ja, da gibt es kontrollierte Studien) an den Verlust eines geliebten Menschen oder Kriegserfahrung heranreichen, soll Ihrer Ansicht nach höchstens in eine „zweiseitige Betroffenheits-Story für eine Zeitschrift wie nido oder Brigitte“ gequetscht werden? Es ist doch eigentlich traurig, dass Menschen, die sich aus Leidensdruck in einem Verein engagieren, das Leid anderer herunterreden, als wenn ein menschliches Leid erhabener wäre als ein anderes.
Nun gut, Sie haben also einen Roman gelesen, den Ihr Verein geschenkt bekommen hat, deren Thema Sie aber gar nicht interessiert. Und nun haben Sie auch noch eine Rezension über diesen Roman geschrieben. Aufgrund des durchaus nachvollziehbaren Standpunktes Ihres Vereins, anonyme Eizellspenden seien aus der Perspektive des Kindes nicht richtig, empfinden Sie auch das Sein und Handeln der Protagonistin als falsch. Glücklicherweise sind Romanfiguren aber nicht dafür da, moralisch zu handeln oder sympathisch zu sein. Andernfalls müsste beispielsweise nahezu jeder Krimi verrissen werden. Und ein Roman ist kein Plädoyer für oder gegen die von Ihnen abgelehnte anonyme Eizellspende, sondern er erzählt einfach seine Geschichte, in man hineinschlüpfen kann oder eben nicht, wenn die innere Gegenwehr gegen das Handeln des Protagonisten aus zum Beispiel biographischen Gründen zu stark ist. Auch muss ein Roman nicht, wie von Ihnen gefordert, alle Sachinformationen komplett ausführen, denn dann wäre er ein Sachbuch, mit dem er nicht verwechselt werden sollte.
Darüber hinaus gibt es meiner persönlichen Ansicht nach (Achtung, nicht wieder Autorin und Romanfigur verwechseln :-)) keine überzeugenden Argumente, die Eizellspende im Gegensatz zur Samenspende in der Illegalität zu belassen. Im Moment gilt die Familiengründung durch eine Eizellspende hierzulande als tabuisiertes Verbrechen, was neben den Eltern und den Familienkassen durchaus auch die entstehenden Kinder belasten kann. Derzeit werden die auf eine Eizellspende angewiesenen Frauen und Paare ins Ausland gedrängt, wo die Spendebedingungen teilweise kaum kontrolliert werden und den Kindern meist nicht die Möglichkeit eröffnet wird, ihre genetische Identität später zu erfahren und das begrüßt weder die Protagonistin meines Romans noch ich.
Viele Grüße, Lucie Bach
Liebe Frau Bach,
ich habe den Eindruck, dass unsere Rezension ihres Romans „Triplo X. Ein Kinderwunschroman“ Sie immernoch stört und Sie sich mit Ihren obigen Erklärungen dazu von uns wünschen, dass wir unsere Haltung Ihrem Roman gegenüber ändern.
Dazu möchte ich folgendes sagen: Selbstverständlich ist ein Roman kein Sachbuch und Romanfiguren sind fiktive Personen mit teilweise moralisch fragwürdigen Überzeugungen und Taten. Deshalb kann ein Roman auch nicht richtig oder falsch sein, sondern er erzählt lediglich eine Geschichte. Eine Rezension – wie z.B. die unsere – kann sich nun kritisch mit dem Roman und seinen Inhalten auseinandersetzen. Die Perspektive, aus der die Rezension verfasst wird, spielt dabei eine große Rolle. Unsere Perspektive ist die von durch Samenspende entstandenen Menschen. Wir kritisieren am vorliegenden Buch, dass die Wunschmutter sich ohne große Reflexion und mit wenig Empathie für die Gefühle ihres Mannes für eine anonyme Eizellspende entscheidet, obwohl sie sogar selbst spürt, dass das für das Kind nicht gut ist.
Leider erleben wir immer wieder, dass dieses Problem nicht nur fiktiver Romaninhalt ist, sondern dass tatsächlich viele Frauen bei der Erfüllung ihres Kinderwunsches ähnlich handeln. Das sehen wir aus Perspektive der Kinder höchst kritisch. Die Tatsache, dass wir den Roman von Ihrem Verlag geschenkt bekamen, hat uns selbst überrascht und gefreut. Unsere Meinung zum Inhalt des Buches bleibt davon jedoch unbeeinflusst.
In Ihrer Replik heben Sie deutlich das große Leid vieler Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch hervor. Wir Spenderkinder haben großes Mitgefühl mit Frauen und Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch. Auch von uns sind die meisten im entsprechenden Alter und einige ungewollt kinderlos. Gleichzeitig möchten wir aber auch, dass die Bedürfnisse und Rechte von uns Spenderkindern respektiert werden. Dazu gehört an vorderster Stelle das Recht auf Kenntnis der eigenen Abstammung. Nimmt ein Paar bzw. eine Frau eine anonyme Keimzellspende in Anspruch, wird damit das Recht des künftigen Kindes verletzt. Dies könnte man als „Aufrechnung“ von Leid sehen, wenn der Schmerz der Kinderlosigkeit offenbar zur Missachtung der Rechte des künftigen Kindes berechtigt.
Sie schreiben, dass Sie die Haltung unseres Vereins gegen anonyme Eizellspenden nachvollziehen können. Weiter unten fügen Sie jedoch hinzu, dass Sie keine überzeugenden Argumente kennen, die für das Verbot der Eizellspende in Deutschland sprechen. (Ich vermute, Sie meinen damit eine nicht-anonyme Spende.) Argumente dazu finden Sie in unserer Position zur Eizellspende: http://www.spenderkinder.de/die-position-des-vereins-spenderkinder-zu-eizellspende/
An erster Stelle steht dabei das Problem der gespaltenen Mutterschaft für das entstehende Kind. Die Eizellspende ist nicht ohne Grund in Deutschland verboten, nicht um Wunscheltern zu schikanieren, sondern um Menschen keine gespaltene Mutterschaft zuzumuten. Dieser Punkt wird in unserer Position weiter erläutert.
Bemerkenswert finde ich Ihre Formulierung: „Derzeit werden die auf eine Eizellspende angewiesenen Frauen und Paare ins Ausland gedrängt, wo die Spendebedingungen teilweise kaum kontrolliert werden und den Kindern meist nicht die Möglichkeit eröffnet wird, ihre genetische Identität später zu erfahren und das begrüßt weder die Protagonistin meines Romans noch ich.“ Respektiert man das Recht eines jeden Menschen auf Kenntnis seiner Abstammung, sollte klar sein, dass die Möglichkeit einer anonymen Eizellspende aus dem Ausland keine tatsächlich zu erwägende Alternative ist, weil dabei die Persönlichkeitsrechte der entstehenden Menschen verletzt würden (und abgesehen davon die genetischen Mütter in der Regel unzureichend über die medizinischen und psychosozialen Risiken aufgeklärt werden).
Glücklicherweise wird niemand dazu gezwungen, eine Eizellspende in Anspruch zu nehmen. Es steht jeder Frau und jedem Paar frei, sich z.B. aus den von Ihnen angeführten Gründen, die auch wir für höchst bedenkenswert halten, dagegen zu entscheiden. Das kann natürlich bedeuten, dass ein Kinderwunsch dann unerfüllt bleibt. Und wir brauchen wohl nicht darüber zu streiten, wie schmerzlich das sein kann. Andersherum bedeutet es aber, dass Belastungen für ein Kind billigend in Kauf genommen werden, weil erwachsene Menschen keinen anderen Weg finden, ihren Schmerz zu lindern. Das halte ich – ganz persönlich – für moralisch fragwürdig.
Liebe Anne,
vielen Dank für Ihr nun konstruktiveres Statement. Nein, ich möchte nicht, dass Sie Ihre Haltung meinem Roman gegenüber ändern, ich habe zu Ihrer etwas schlichten Rezension hier deshalb Stellung bezogen, weil Sie die an verschiedenen Stellen im Internet verbreiten.
Ein Mensch, der durch eine nicht-anonyme Eizellspende entstanden ist, ist nicht zwingend dauerhaft belastet, das hängt von vielen Faktoren ab und eine gespaltene Mutterschaft ist nicht per se ein Problem. Deshalb lehne ich, genau wie einige Mitglieder Ihres Vereins, die nicht-anonyme Eizellspende nicht grundsätzlich ab. Aber wie bereits geschrieben wird in meinem Roman kein Statement abgegeben, sondern die Geschichte einer fiktiven Frau erzählt, die den schwierigen Weg der anonymen Spende geht. Dass sie die Anonymität selbet nicht begrüßt, hat Beate oben bereits belegt. Und weil diesen Weg tatsächtlich Jahr für Jahr viele Frauen wählen, sehe ich keine Veranlassung dazu, ihn totzuschweigen.
Liebe Frau Bach,
vielen Dank für Ihre Ergänzungen und schön, dass Sie unsere kritische Haltung
gegenüber Ihrem Roman akzeptieren.
Ich stimme Ihnen völlig zu, auch ich sehe keinen Grund, über anonyme
Eizellspenden zu schweigen. Unser Verein begrüßt es, wenn auch in Romanen das
Thema der Familiengründung durch Keimzellspende aufgegriffen wird.
Im Roman Triplo X wird die Geschichte einer fiktiven Frau erzählt, die sich für
eine anonyme Eizellspende entscheidet. Das Problematische -worauf wir so vehement
reagiert haben- ist aus unserer Sicht, dass die Protagonistin sämtliche Zweifel
an ihrer Entscheidung wegwischt und dabei auch das Recht des künftigen Kindes
auf Kenntnis seiner Abstammung ignoriert. Selbstverständlich steht es einer
Romanfigur frei, genau dies zu tun – und es bleibt der Autorin zu hoffen, dass
die Leserinnen und Leser die Selbstzentrierung der Protagonistin schon erkennen
werden.
Wir sind da etwas weniger optimistisch als Sie, dass dieser Effekt von alleine
eintritt. Leider wählen immernoch Jahr für Jahr viele real-existierende Frauen
den Weg einer anonymen Keimzellspende und scheinen ganz ähnliche Abwägungen wie
die Protagonistin vorzunehmen. Von einem Roman, der – wie auch die
Amazon-Rezensionen zeigen – viele Menschen mit Kinderwunsch erreicht und deshalb
das Potenzial hätte, hier eine kritische Diskussion anzustoßen, hätten wir uns
deshalb gewünscht, deutlicher auf das problematische Verhalten der Protagonistin
aufmerksam zu machen.
Ihre persönliche Haltung zur nicht-anonymen Eizellspende nehme ich zur Kenntnis.
Ich stimme Ihnen zu, dass es keine Garantie gibt, dass eine gespaltene
Mutterschaft zwingend eine Belastung für das Kind darstellen muss. Dennoch
bringt jede gespaltene Mutterschaft ein Belastungspotenzial für das Kind mit.
Dabei wird vor allem darauf abgezielt, dass es für das Kind eine größere
Herausforderung in der Identitätsfindung darzustellt, wenn es zwei Mütter
integrieren muss, die beide genetischen (bzw. epigenetischen) Einfluss genommen
haben, als wenn es nur eine „eindeutige“ genetische Mutter gibt. Bislang gibt es
keine Studien zur langfristigen Auswirkung gespaltener Mutterschaft, so dass
weder Bedenklichkeit noch Unbedenklichkeit bestätigt werden konnten. Je nach
persönlichem Hintergrund werden sich hier wohl auch weiterhin entspanntere und
besorgtere Positionen begegnen.
Viele Grüße,
Anne