Starbuck Kritik

Starbuck – ausführliche Kritik

Spender wird als Vater bezeichnet

Problematisch finde ich, dass Spender David im ganzen Film als Vater bezeichnet wird. Auch von der Seite der Kinder wird in einer Szene ganz deutlich, dass sie sich ihn als Familienzuwachs erhoffen. Ein Kind, dass als Gothic-Junge dargestellt wird, Antoine, steht auf einmal im Wohnzimmer von David und fordert von ihm eine alleinige Vaterrolle. Allerdings ist David gerade dabei, seine eigene Familie zu gründen, weil seine Verlobte ein Kind erwartet. Für uns Betroffene ist diese Situation total falsch. Niemand verlangt von seinem Spender, eine Vaterrolle oder irgendeine soziale Familienrolle zu übernehmen bzw. von ihm in einer väterlichen Weise als Kind akzeptiert zu werden.

Spenderkinder als Massenproduktion

Was jedoch schön rauskommt, ist die Situation des Kindes, das in seinen Augen nicht mehr einzigartig ist und sich einen Vater mit 140 Kinder teilen muss. In Deutschland ist die Zahl der Kinder zwar auf 15 beschränkt, jedoch haben auch wir manchmal das Gefühl, aus einer Massenproduktion zu stammen. Wenn man bedenkt, dass der Film auf einer wahren Begebenheit aus den USA beruht, ist es schon etwas gruselig.

Verbundenheitsgefühl unter Halbgeschwister

In einer letzten Szene finden sich kurz vor der Geburt von Davids Kind alle durch David gezeugten 142 Kinder euphorisch im Kreissaal wieder und möchten ihren neuen Halbbruder sehen. Das zeigt, dass sich alle Halbgeschwister auch als Geschwister fühlen, was jedoch sehr unwahrscheinlich ist. Es passt zwar zum Genre und bringt eine emotionale Situation kurz vor Schluss in den Film. Ich finde aber es ist abwegig zu glauben, Geschwister zu finden, die mehr als die Rolle eines Freundes einnehmen. Geschwister, die ein ganzes Leben miteinander verbracht haben, haben eine ganz andere Verbindung. Daher war diese Darstellung etwas überspitzt und wurde durch eine Massenumarmung fast schon ins Lächerliche gezogen.

Spenderkinder verfolgen keine finanzielen Interessen

Was jedoch im Vordergrund bei der ganzen Herangehensweise steht, ist dass es den Kindern nicht um finanzielle Ansprüche geht, sondern lediglich um die persönliche Kontaktaufnahme zu ihrem genetischen Vater. Es wird lediglich zu Beginn darüber gescherzt, wie viel Geld David abverlangt werden könnte. Da er jedoch finanziell nicht abgesichert ist und sogar 80.000 $ Schulden bei der Mafia hat, soll dies nur nochmal auf die Spitze getrieben werden.

Spender kann an Kontaktaufnahme interessiert sein

Was für uns einfach super dargestellt wurde, ist Davis freiwillige Kontaktaufnahme mit den Kindern. Das zeigt endlich mal, dass sich auch die Spender dafür interessieren könnten, was aus ihren Spenden für Kinder entstanden sind. Jedes Kind ist individuell, und kommt aus ganz verschiedenen Verhältnissen. Es gibt zu Beginn den Fußballspieler, auf den Daniel extrem stolz war; ein Mädchen, das Fingernägel macht auf der anderen Seite, eine Verkäuferin im Modeladen, die jedoch Probleme mit Drogen hat; einen Bademeister und neben vielen weiteren zu guter Letzt auch einen Sohn, der geistig behindert ist und in einem Heim abgeschoben wurde und von niemanden besucht wird.

David freut sich über alle Kinder, talentiert oder weniger talentiert, und sieht in ihnen alles das, was er vielleicht nie geschafft hat, seine Hobbys und Talente, und auch schlechte Seiten. Er beginnt ihnen zu helfen und sie zu beschützen. Als eine Tochter von Bauarbeitern angemacht wird, weist er diese in die Schranken, seinen behinderten Sohn schenkt er fast jeden Tag seine Aufmerksamkeit und hilft ihm beim Mittagsessen und verändert sich in dieser Zeit zu einem neuen Menschen, der nicht mehr planlos durchs Leben läuft. Eine wirklich sehr ergreifende Darstellung, bei der man oft schmunzelt, laut lacht und Tränen in den Augen hat, doch leider unrealistisch. Natürlich wäre es schön, solch einen Spender zu haben, der sich so für uns interessiert aber es ist genauso möglich, dass er keinerlei Interesse zeigt und auch, dass wir mit ihm weiter nichts zu tun haben möchten.

Die Familie des Spenders wird nicht durch die Vergangenheit als Samenspender zerstört

In dem Film werden auch die Auswirkungen für Davids Verlobte beschrieben. Sie ist zunächst extrem geschockt und findet es sehr abnormal, dass ein Mann so viel masturbierte und Geld dafür bekam. Allerdings wurde in dem Film sehr viel Negatives über den verklagten Unbekannten in den Medien verbreitet, so zum Beispiel die Bezeichnung ‚el masturbator‘. Doch letzten Endes ist sie begeistert, dass David sich seinen Kindern gegenüber verhält.

Familien der Spenderkinder werden zu negativ dargestellt

Allerdings fehlt eine ausgewogene Darstellung der Familien der Spenderkinder. Es wird tatsächlich nicht einmal daran gedacht, zu zeigen, dass alle eine Familie haben. Wenn, werden nur negative Verhältnisse gezeigt.

Bei dem behinderten Jungen, der nie besucht wird, kann man nur schließen, dass sich die Familie ein ’normales‘ Kind gewünscht hätten, wenn sie schon für Samen bezahlen musste. Viele Familien versuchen mit einer Samenspende einer Erbkrankheit aus dem Weg zu gehen. Dass in dem Film, diese Familie als so herzlos dargestellt wird, ist schon sehr traurig. Auch das drogenabhängige Mädchen scheint keinen sozialen Halt zu bekommen, so dass sie sich selbst umbringen wollte und sich den ‚goldenen Schuss‘ setzte, bei dem David zur rechten Zeit am rechten Ort war. Auch der Gothik-Junge hat extrem nach einer Vaterrolle gesucht, da er anscheinend keinen hat. In einer Lagerfeuerszene reden die Kinder ein einziges Mal darüber, und es kommt raus, dass sie sich als Adoptivkinder und ihr Eltern als Adoptiveltern bezeichnen. Das war sehr befremdlich, denn in Deutschland versuchen die Kliniken schon, eine ’normale‘ Familie zu konstruieren. Soll es vielleicht eine Anspielung des Regisseurs darauf sein, dass nicht alle Kinder automatisch in tollen Famileien aufwachsen, nur weil sie gewünscht und geplant waren?

Es ist tatsächlich so, dass viele Außenstehende denken, dass man als Spenderkind ein besonderes Leben mit tollen Eltern hat, die sich ein Kind vom Herzen wünschten. Das ist bestimmt in vielen Familien der Fall. Andererseits sind die Eltern aber ganz normale Menschen, die sich auch trennen können, die vielleicht ihr Kind nicht akzeptieren, weil es von einem unbekannten Spender kommt oder Ähnliches. Es ist nunmal nicht die Produktion einer perfekten Familie. Es gibt positive und negative Beispiele. Das wird in Starbuck überspitzt thematisiert, aber stellt diese Problematik auf jeden Fall dar.
Sarah