Auf Spiegel Online ist am 29. Mai 2013 der Artikel Anonyme Samenspende: Mutters Geheimnis erschienen. Darin wird die Artikel der 46jährigen Clara erzählt, die ihre 13jährige Tochter und den 15jährigen Sohn mit einer Samenspende in Stuttgart bekommen hat. Das Paar redet miteinander nie über das Thema und blendet das Thema aus, sobald die Behandlung vorbei ist. Die Kinder wissen nichts von ihrer Zeugungsart, der Spender ist anonym. Der Vater trennt sich von der Familie, als die Tochter 5 ist, weil er frei und ungebunden sein möchte. Die Eltern streiten sich über Unterhalt, zu den Kindern hat der Vater nur noch sporadisch Kontakt. Der Arzt hat die Daten angeblich vernichtet, eigene Unterlagen hat die Mutter nicht. Jetzt befürchtet sie, dass ihr Ex-Mann die Vaterschaft anfechten könnte.
In der Vergangenheit hat es mich oft wütend gemacht, Geschichten von nicht-aufklärenden Eltern zu hören. Wahrscheinlich erinnert es mich zu sehr an meine eigenen Eltern und wie schlimm es war, erst mit 26 Jahren die Wahrheit zu erfahren. Aber diese Geschichte ist einfach nur traurig, weil sie so verkorkst ist, und die Mutter versucht auch nicht wirklich, ihr Handeln zu rechtfertigen. Aber die Leidtragenden sind – wieder mal – vor allem die Kinder. Man muss der Mutter zugute halten, dass sie die Kinder aufklären möchte – mit ins Grab nehmen möchte sie das Geheimnis nicht. Aber es wird wahrscheinlich mit jeden Tag schwieriger. Ich hoffe sie tut es bald, denn es wird sicherlich auch einfacher für die Kinder, wenn sie verstehen, weswegen sich ihr Vater so seltsam verhält.
Diese Geschichte zeigt noch einmal eindringlich, weswegen Eltern, wie es auch in unseren Politischen Forderungen steht, verpflichtend eine psychologische Beratung in Anspruch nehmen sollten, bevor sie eine Samenspende erhalten. Zum einen sollten die Eltern dringend auf die Rechte ihrer mit Samenspende gezeugten Kinder hingewiesen werden. Dann ist eine Samenspende aber halt nicht die Beseitigung der Unfruchtbarkeit des Mannes, sondern eine Familiengründung mit dem Erbgut einer dritten Person. Das scheint vor allem den Vätern viel zu oft nicht klar zu sein. Einige lassen sich vielleicht auch nur deswegen auf die Samenspende ein, weil sie ihre Frau nicht verlieren wollen. Mit ihrer Unfruchtbarkeit setzen sie sich aber nicht auseinander, genausowenig, ob sie es verkraften, täglich durch ein genetisch nicht eigenes Kind daran erinnert zu werden.
Und wenn sich das Familienleben dann nicht so gestaltet, wie sie es sich vorgestellt haben, denke ich schon, dass manchen Vätern der Abschied leichter fällt, wenn sie wissen, dass sie mit den Kindern genetisch nicht verwandt sind. Dann haben die Kinder effektiv oft nur noch die Mutter – kein schöner Zustand. Der Hinweis, dass die Kinder so gewollt waren, stimmt dann auch nur teilweise. Übrigens möchten wir Spenderkinder auch genau aus diesem Grund weiterhin die Möglichkeit besitzen, ab dem Alter von 18 Jahren innerhalb von 2 Jahren die Vaterschaft des sozialen Vaters anfechten zu können.