In der privaten Facebookgruppe We Are Donor Conceived findet jährlich eine internationale Spenderkinderumfrage statt. Die Gruppe hat über 2000 Mitglieder. Die vollständigen Umfrageergebnisse wurden auf Englisch veröffentlicht. Die 10 wichtigsten Ergebnisse der diesjährigen Umfrage durften wir mit freundlicher Erlaubnis von We Are Donor Conceived für unsere Homepage übersetzen.
Die Umfrage „2020 We Are Donor Conceived“ ist die bisher belastbarste Umfrage mit zusätzlichen Fragen und der größten Stichprobengröße seit Beginn der jährlichen Umfragen im Jahr 2017 (481 Antworten von Spenderkindern aus 15 verschiedenen Ländern).1 Einige der wichtigsten Ergebnisse:
1: Spenderkinder verwenden eine Vielzahl von Begriffen, um die Person zu beschreiben, die die Hälfte ihrer DNA zur Verfügung gestellt hat
Biologischer Vater/Mutter war der am häufigsten gewählte Begriff (von 74% der Befragten), gefolgt von Samen-/Eizellspender*in (von 59% der Befragten gewählt). Weitere häufig gewählte Begriffe sind Spendervater/-mutter, genetische Mutter/Vater und Mutter/Vater.
2: Frühe Aufklärung reduziert Trauma, aber nicht Neugier
Befragte, die vor dem dritten Lebensjahr von ihrer Entstehungsweise erfuhren, stuften ihre Gesamterfahrung eher als positiv ein und sagten seltener, dass ihre Entstehungsweise sie manchmal verzweifelt, wütend oder traurig mache, als Befragte, die erst spät davon erfuhren. Während die frühe Aufklärung zwar dazu beiträgt, die eigene Herkunftsgeschichte zu normalisieren, deuten die Ergebnisse auch darauf hin, dass die entstandenen Personen dadurch nicht weniger daran interessiert sind, den Spender/die Spenderin oder ihre Halbgeschwister kennenzulernen.
3: Spenderkinder verwenden DNA-Tests, um ihre Spender*innen und Halbgeschwister zu identifizieren
DNA-Tests haben praktisch jegliche Anonymitätsversprechen an Spender*innen beseitigt. 78 % der Teilnehmenden gaben an, dass sie ihren Spender/ihre Spenderin durch DNA-Tests (manchmal mit Hilfe genetischer Genealogie und/oder Suchassistent*innen) erfolgreich identifiziert haben. 70 % haben auf diese Weise mindestens ein Halbgeschwister identifiziert. Die weit verbreitete Anwendung von DNA-Tests ist für Spenderkinder eine positive Entwicklung, da diese Dienste die beste (und manchmal einzige) verfügbare Methode sind, um eine Verbindung zu Halbgeschwistern herzustellen oder die Identität ihres unbekannten genetischen Elternteils herauszufinden.
4: Spenderkinder wollen Beziehungen zu ihren Spender*innen und Halbgeschwistern aufbauen
Der Art der gewünschten Beziehungen unterscheidet sich von Person zu Person, aber der größte Anteil der Befragten gab an, dass sie auf eine enge Freundschaft mit ihren biologischen Eltern und Geschwistern hoffen.
5: Spenderkinder sind gegen anonyme Spendenvereinbarungen
81 % der Befragten befürworten die Abschaffung anonymer Spendenvereinbarungen, und 67 % sind der Meinung, dass Spenderkinder die Identität des Spenders/der Spenderin von Geburt an erfahren können sollten.
6: Anonymitätsvereinbarungen schaden Spenderkindern
70 % der Befragten meinen, dass es ihnen geschadet habe, die Identität des Spenders/der Spenderin nicht zu kennen, und 80 Prozent meinen, dass es ihnen geschadet habe, die Krankengeschichte des Spenders/der Spenderin nicht zu kennen.
7: Eltern von Spenderkindern kennen häufig nicht deren wahre Gefühle
Nur etwas mehr als ein Drittel (37%) der Befragten gaben an, dass ihre Eltern ihre wahren Gefühle bezüglich ihrer Entstehungsweise kennen.
8: Spenderkinder meinen, dass es ein grundlegendes Menschenrecht sei, die Identität beider biologischen Elternteile zu kennen
88 % der Befragten meinen, dass es ein grundlegendes Menschenrecht sei, die Identität beider biologischer Eltern zu kennen.
9: Die meisten Spenderkinder wissen wahrscheinlich nichts von ihrer Entstehungsweise
Mehr als ein Drittel (37%) der Befragten erfuhren von ihrer Entstehungsweise, indem sie als Erwachsene einen kommerziellen DNA-Tests wie 23andMe oder AncestryDNA machten. Viele Spenderkinder berichten später, dass ihre Eltern nie die Absicht hatten, ihnen die Wahrheit über ihre Herkunft zu sagen. Insbesondere Menschen außerhalb dieser Gemeinschaft, die gerne über ethische Fragen der Keimzellvermittlung debattieren (oder sogar Spenderkindern sagen, wie sie sich fühlen sollten), sollten erwägen, dass sie möglicherweise selbst Spenderkinder sind. [Anm. zur Übersetzung: Dieser Satz zielt wohl darauf ab, dass Außenstehende bei ethischen Fragen typischerweise nicht die Perspektive von Spenderkindern berücksichtigen.]
10: Spenderkinder sehen es als Verantwortung der Reproduktionsindustrie, ihre Bedürfnisse zu berücksichtigen
92 % der Befragten stimmen der Aussage zu: „Die Reproduktionsindustrie ist dafür verantwortlich, im besten Interesse der Menschen zu handeln, zu deren Entstehung sie beiträgt“.
- 95 % der Teilnehmenden sind durch Samenvermittlung entstanden. [↩]