Unserer Ansicht nach sollten Spenderkinder von Geburt an im Wissen um ihre Entstehungsweise und Herkunft aufwachsen. Aufklärung verstehen wir daher als einen Prozess von Anfang an – und nicht als einen Zeitpunkt, zu dem das Spenderkind die Wahrheit erfährt. Für Spenderkinder sollte es nie eine Zeit geben, in der sie nicht von ihre Entstehungsweise wussten. Aufklärung sollte daher kein einmaliges Gespräch sein – sondern sie sollte immer wieder Thema sein und auch von Eltern aktiv zum Thema gemacht werden (denn es gibt Kinder, die würden nie fragen). Mehr zum Thema Aufklärung haben wir in einem eigenem Beitrag zusammengetragen.
Für die Aufklärung braucht es eigentlich kein Buch: Entscheidend ist, dass die Eltern selbst erstmal Worte für sich finden und üben, über das Geschehen zu sprechen. Wenn sie das untereinander besprechen können, können sie es auch ihrem Kind erklären.
Bücher können aber den Eltern bei der Aufklärung helfen, denen es noch schwer fällt, ihre Geschichte in eigene Worte zu fassen. Aus unserer Sicht gibt es kein uneingeschränkt empfehlenswertes Buch für Kinder speziell zur Familiengründung mit Hilfe eines oder einer Dritten (oder „Spenders“), da sie sehr elternzentriert geschrieben sind.Fast alle versuchen mehr oder weniger ausdrücklich, die Bedeutung des genetischen Vaters oder der genetischen Mutter zu minimieren. Meistens wird er nur als ein „anderer Mann“ oder ein „netter Mann“ erwähnt (bzw. in dem Buch über Eizellspende als „nette Frau“). Sicher ist es immer noch besser, mit diesen Büchern über die Samenspende zu sprechen als gar nicht, aber wir würden uns Bücher wünschen, die auch dem genetischen Elternteil einen legitimen Platz einräumen. Uns gefallen aber viele der allgemeineren Bücher zu Sexualaufklärung und Vererbung, die sich als Anlass anbieten, die eigene Geschichte locker einzubinden.
Wir möchten einige der Bücher vorstellen – auch diejenigen, die wir für weniger empfehlenswert halten, weil sie von anderen Stellen regelmäßig empfohlen werden.
I. Bücher, die wir für empfehlenswert halten:
Wie entsteht ein Baby – ein Buch für jede Art von Familie und jede Art von Kind (Cory Silverberg)
Das Buch „Wie entsteht ein Baby“ von Cory Silverberg legt den Fokus der Aufklärung auf Ei und Samenzelle und nicht auf die Menschen selbst. Es erzählt keine richtige Geschichte, sondern spricht eher von Themen und stellt Fragen. Es wird von Menschen mit Gebärmutter gesprochen, von Menschen mit Eizellen oder Samenzellen, die Geschichten enthalten und von Menschen, die sich auf das Baby gefreut haben. So können verschiedene Familienformen und verschiedene Entstehungsgeschichten und Geburten selbst angepasst werden – weil bei allen Menschen eines gleich ist: sie entstehen aus Ei- und Samenzelle. Und es fragt nach Menschen, die dabei geholfen haben, dass die Ei- und die Samenzelle zusammen kamen und nach Menschen, die glücklich waren, dass ausgerechnet dieses Kind dabei entstanden ist.
Das Buch enthält starke Farbkontraste und ist modern gezeichnet. Das gefällt vielleicht nicht jedem (oder manchen deswegen umso mehr). Thematisch ist es aus unserer Sicht aber gut gelungen, weil es vielfältig ist und Platz für jede Form von Familie lässt, ohne dass Homosexualität, „Samenspende“, Adoption oder ähnliches erwähnt werden.
Alles Familie (Alexandra Maxeiner und Anke Kuhl)
Unter dem Motto, das jede Familie einzigartig ist, stellt das mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnete Buch „Alles Familie“ unterschiedliche Verwandtschaftsbeziehungen und Familienkonstellationen kindgerecht vor, begleitet von Zeichnungen im Comic-Stil. Es kommen vor: Großfamilien, Patchworkfamilien, Alleinerziehende, Scheidungsfamilien, Adoption, Pflegekinder, verwaiste Kinder. Es geht auch um Vererbung und was Familie bedeutet (besondere Nähe, aber auch regelmäßig Streit). Über eine Reproduktionsklinik vermittelte Samen- oder Eizellen kommen nicht vor, aber eine Co-Parenting Familie mit zwei lesbischen und zwei schwulen Eltern. Hieran kann man zum Beispiel anknüpfen und dem Kind erklären, dass es bei ihm so ähnlich war, weil Mama und Papa auch nicht zusammen ein Kind bekommen konnten und deswegen die Spermien von einem anderen Mann genommen haben. Vom Alter her funktioniert das Buch aber frühestens ab vier, da es relativ viel Text beinhaltet.
„Meine ganze Familie: Was den Urmenschen und mich verbindet. Alles Wichtige über Generationen“
Das Buch „Meine ganze Familie“ handelt von Abstammung, Herkunft, Vererbung und Evolution und inwiefern wir alle ein bisschen miteinander verwandt sind. Es ist vom Stil her sehr ähnlich zu „Alles Familie“ und eignet sich ebenfalls gut zur Anknüpfung, dass ein Spenderkind Merkmale von seinen genetischen Eltern erbt, andere Sachen wie Traditionen oder Kultur aber sozial vermittelt werden.
II. Bücher, die wir nur eingeschränkt für empfehlenswert halten:
Die Geschichte unserer Familie (Petra Thorn)
Petra Thorn hat verschiedene Versionen eines Aufklärungsbilderbuches zur „Samenspende“ für Hetero-Eltern, ein lesbisches Paar oder Solo-Mütter geschrieben, die man sich zusammen mit dem Kind ansehen kann.
Das Buch für Hetero-Eltern trägt den Untertitel „Ein Buch für Familien, die sich mit Hilfe der
Spendersamenbehandlung gebildet haben“. Den Samen eines fremden Mannes zur Erfüllung des Kinderwunsches zu verwenden, stellt jedoch keine Behandlung dar. Die Darstellung vermittelt recht deutlich eine Wertung der Situation und Position der beteiligten Menschen: Die Eltern werden als furchtbar traurig dargestellt, und dann gehen sie zu einem Arzt, bei dem sie hoffen dass er ihnen helfen kann und der einen anderen Mann fragt, ob der nicht seinen Samen schenken möchte. Damit wird klargestellt, dass die Eltern auf jeden Fall Mitleid in ihrer Situation verdienen und der Arzt der Erlöser ist. Der genetische Vater des Kindes wird lediglich als „anderer Mann“ eingeführt und dann nicht weiter erwähnt. Er soll erkennbar keine zu große Rolle spielen. Völlig unklar bleibt sein Bezug zum Kind, ob er sich das Kind auch gewünscht hat. Unerwähnt bleibt auch, dass das Kind den anderen Mann kennenlernen kann und ob er sich darüber freuen würde.
Im Buch für Solo-Mütter heißt es erst, die Mama habe keinen Mann gefunden, der auch ein Kind gewollt habe. Dann sei sie zum Arzt gegangen, der dann einen Mann gefunden habe, der ihr Samen gibt. Aus Kindersicht steht jetzt die unausgeschriebene Frage im Raum, ob dieser Mann denn wohl ein Kind gewollt habe. Das Recht des Kindes, seine genetischen Eltern zu kennen, wird ebenfalls nicht erwähnt.
Zwei Mamas für Oscar: Wie aus einem Wunsch ein Wunder wird (Susanne Scheerer)
Das Buch „Zwei Mamas für Oscar: wie aus einem Wunsch ein Wunder wird“ erzählt die Kinderwunschgeschichte eines lesbischen Paares mit einem privaten „Spender“. Es erklärt aber auch, wie Kinder im Allgemeinen entstehen. Das Buch ist schön illustriert und die Texte sind einfach und daher auch für jüngere Kinder geeignet. Die Figuren sind modern: es gibt diversifizierte Hetero-Paare, tätowierte Hipster-Samenspender, Regenbogenfamilien usw. Die Aufklärungsbilder sind angenehm explizit. Die „Samenspende“ selbst steht gar nicht so sehr im Vordergrund, sondern eher das Anliegen, die Regenbogenfamilien als gleichwertig und gesellschaftlich normal zur gewohnten Kernfamilie darzustellen.
Das Anliegen ist nachvollziehbar. Was uns an dem Buch aber nicht gefällt, ist dass der Wunsch der beiden Mütter als so übermächtig dargestellt wird, dass fast befürchtet wird, dass die beiden Frauen Lina und Bine sterben („Und wenn ein Wunsch immer größer wird und nicht in Erfüllung geht – dann ist irgendwann nur noch der Wunsch da und die große Traurigkeit, und man selbst löst sich vor lauter Sehnen einfach auf“). Es scheint daher nur noch darum zu gehen, wie man das Leid der Wunscheltern endlich beenden kann. Der private „Spender“ Hans und seine Partnerin entscheiden sich daher dafür, den beiden etwas von seinem Samen zu geben. Es wird so dargestellt, als hätten sich alle vier gemeinsam für das Baby entschieden. Mit der übermächtigen Wunschvorgeschichte ist das jedoch unglaubwürdig. Hätten sie denn eine andere Wahl gehabt?
Die Zeugung wird eindeutig als Vorgang zwischen den beiden Frauen definiert: „Bine hat dann dem Samen geholfen, das Ei zu finden. Also haben die beiden Mamas zu zweit das Baby gemacht.“ Das Bedürfnis der beiden Frauen ist nachvollziehbar, den Mann aus ihrem Liebesakt herauszuhalten. Aber zur Entstehung des Kindes hat er dennoch beigetragen.
Am Ende freuen sich alle vier über Oscars Geburt. Das ist einerseits schön, weil es zeigt, dass alle eine Beziehung zu Oscar haben. Es verbleibt aber dennoch ein schaler Nachgeschmack, weil der Wunsch so drängend dargestellt wurde, dass es nicht wie eine freue Entscheidung von Hans und Leonore wirkt. Dass Hans der Vater von Oscar ist, wird an keiner Stelle erwähnt.
Von Wunschkindern und Glücksboten: Zur Aufklärung von Kindern, die mit Hilfe von Eizellspende, Samenspende oder Doppelspende entstanden sind und Unsere Regenbogenfamilie! Für Babys braucht es Liebe: Familiengründung homosexueller Paare mit Hilfe von Eizellspende, Samenspende und Leihmutterschaft (Julia König)
Julia König hat zwei Versionen eines Buches zur Aufklärung von Kindern geschrieben, die durch Keimzellvermittlung sowie ggf. auch Leihmutterschaft entstanden sind und bei homo- oder heterosexuellen Wunschelternpaaren aufwachsen.
Die Geschichte beginnt mit der Frage, wie Kinder entstehen und beantwortet diese, dass es dazu zwei sich liebende Menschen brauche sowie das Ei einer Frau und den Samen eines Mannes. Die Geschlechtsorgane werden skizziert und in einfachen Worten erklärt, so dass die Bücher gut für Kindergartenkinder geeignet sind. Fehlen einem Paar Samen, Ei oder beides, kommen sogenannte „Glücksboten“ ins Spiel, die Ei oder Samen in Form eines „Glückspakets“ schenken, das durch einen Arzt oder eine Ärztin vermittelt wird. Dadurch beziehen sich die Bücher eindeutig auf ärztliche Keimzellvermittlung. Anschließend erfolgt der Rückbezug zur individuellen Situation: Die Paare beschreiben, wie sie selbst den Weg über die Reproduktionsmedizin und „Glücksboten“ gegangen sind und schließlich das Kind als großes Glück des Wunschelternpaares geboren wurde.
Ziel des Buches ist es, Wunscheltern zu unterstützen, mit ihren Kindern über deren Entstehungsweise zu sprechen. Der Weg ist recht idealisierend aus der Perspektive von Wunscheltern beschrieben. Vorab wird klargestellt „Sie [die Geschichte] handelt von uns allen. Von uns beiden, viel Liebe, einem Glückspaket und von DIR!“ Darunter die Abbildung eines Geschenks und einer Hand. Was soll dem Kind damit vermittelt werden? Das Wunschelternpaar und das Kind sind bereits „alle“? Ob die Wunscheltern anerkennen können, dass auch die weiteren genetischen Elternteile dazugehören? Im Buch wird nicht erwähnt, dass das Kind erfahren kann, wer sie sind. Die gegebenenfalls beanspruchte Leihmutter wird romantisierend als „Freundin der Papas“ bezeichnet.
Die weiteren genetischen Elternteile des Kindes würden besser wahrnehmbar, wenn sie ebenfalls als Menschen benannt und abgebildet würden. Ob sie sich auch gefreut haben, als das Kind geboren wurde? Ob sie sich freuen, das Kind mal kennenzulernen? Ob die Wunscheltern das Kind dabei unterstützen werden, wenn es Kontakt aufnehmen möchte?
Während der Titel des Buches für homosexuelle Paare den Blick auf die Liebe richtet, dürfte die Herausforderung für die Wunscheltern gleich welcher sexuellen Orientierung darin bestehen, anzuerkennen, dass Liebe allein leider nicht ausreicht und zusätzlich Menschen mit den erforderlichen Keimzellen dazugehören. Da das Buch Raum für Fotos anbietet, könnten dazu hier zum Beispiel auch Platzhalter für Bilder der genetischen Elternteile eingefügt werden.
Wie Lotta geboren wurde (Ka Schmitz und Cai Schmitz-Weicht)
Das Buch „Wie Lotta geboren wurde“ ist schon 2013 erschienen und wird für Kinder ab zwei Jahren empfohlen. Es thematisiert Transgeschlechtlichkeit, auch wenn diese weder explizit erwähnt noch umschrieben wird, und vermeidet Geschlechtsrollen: es ist von Menschen statt von Frauen und Männern die Rede. Der Ansatz, von Menschen, die sich nicht in der Zweigeschlechtlichkeit einordnen möchten, ist nachvollziehbar, aber es irritiert daher, dass Lotta dann einen „Papa“ hat. Schön ist, dass der Freund, der Lottas Papa den Samen schenkte, am Ende wieder erwähnt wird, dass er sich freute, dass Lotta geboren war.
Seine Rolle ist jedoch trotzdem sehr randständig: Er wird bezeichnet als „netter Freund“ (von Lottas Papa), der ihm ein paar Samenzellen schenkt. Die Schwangerschaft scheint allein Lottas Papa zu betreffen, er gibt ihr auch den Namen, erst als Lotta geboren ist, taucht der „nette Freund“ wieder auf um sich zu freuen, wie auch die Omas und Opas. Trotzdem fragt man sich, ob Lotta eigentlich zwei Eltern hat, die für sie da sind.
The Pea that was me – an Egg Donation Story (Kimberly Kluger-Bell)
Das Buch „The Pea that was me – an Egg Donation Story“ wird für Kinder ab drei Jahren empfohlen. In dem Buch erzählt ein Kind, dass es früher eine Erbse war und wie es in den Bauch der Mutter gekommen ist. Das Buch ist sehr elternzentriert geschrieben: die Eier haben nicht richtig funktioniert, deswegen gehen Mama und Papa zu einem Arzt, der eine wunderbare Idee hat: er findet eine sehr nette Frau, die viele Extra-Eier hat, die sie der Mutter schenkt (in einem Geschenkpaket). Mit der Hilfe von dem sehr netten Arzt, der sehr freundlichen Frau (die auch Spenderin genannt wird), Papas Samen und Mamas Bauch wurde dann aus der Erbse das Mädchen. Der Arzt ist sehr nett, die Frau auch, die Beziehung der Erzählerin bleibt unklar. Die grünen Zeichnungen sind außerdem vermutlich nicht jedermann Sache. Das Buch gibt es nur auf Englisch, aber auf den Seiten wäre genug Platz, um eine deutsche Übersetzung darunter zu schreiben.
Das Geheimnis des ehrenwerten Hauses (Stefan Remigius)
Im Rahmen einer Detektivgeschichte für Kinder ab acht Jahren geht es in dem Buch „Das Geheimnis des ehrenwerten Hauses“ um verschiedene Familienformen wie Adoption und „Samenspende“. Allerdings ist auch dieses Buch stark von der Elternperspektive geprägt. So findet eine Auseinandersetzung mit den Fragen und Problemen nicht statt, die erst nach Jahrzehnten für die Kinder und in den Familien auftauchen, wie zum Beispiel ob die Kinder einen Kontakt zu ihren genetischen Eltern aufbauen können. Acht Jahre ist außerdem unseres Erachtens ein zu später Zeitpunkt für die Aufklärung. Das Buch eignet sich also eher, um das Thema ein weiteres Mal zur Sprache zu bringen.
Mama + Mamusch – Ich bin ein Herzenswunsch-Kind (Helene Düperthal und Lisa Hänsch)
Das Buch „Mama + Mamusch – Ich bin ein Herzenswunsch-Kind“ ist für Kinder ab etwa fünf Jahren mit lesbischen Eltern geschrieben und ist extrem elternzentriert. Das Buch soll unter anderem von dem Glück erzählen, „als Herzenswunsch-Kind geboren worden zu sein und aufwachsen zu dürfen.“ Damit wird vermittelt, dass gewünschte Kinder besonders glücklich sind und dankbar für ihre Existenz sein sollten – ein Gedanke, denn wir für sehr schwierig halten (siehe 12 Bemerkungen, die Spenderkinder nerven).
Erzählt wird die Geschichte anhand des ersten Schultages von Ana, die ihre Familie malen und vorstellen muss. Sie bezeichnet sich und ihren Bruder als Wunder-Wunsch-Kinder und ihre Mama und Mamusch als Wunder-Wunsch-Eltern. Später fragt ihr Klassenkamerad Tim genauer nach, weswegen sie zwei Mamas hat. Ana erinnert sich dann, wie Mama und Mamusch ihr erzählt haben, wie sie in den Bauch der Mama kam: Sie und Mamusch hätten sich auf die Suche nach einem Mann gemacht, der ihnen helfen kann. Sie hätten jemanden gefunden, der gespürt habe, wie stark ihre Sehnsucht sei. Er wäre ganz lieb gewesen und habe ihnen ein bisschen von seinem Samen gespendet. Mehr erfährt man von dem Mann nicht – auch nicht, welche emotionale Beziehung er zu Ana und ihrem Bruder und den Müttern hat.
Später freuen sich Ana und Tim, dass sie die besten Eltern der Welt haben und wissen, dass es ein echter Glücksfall war, dass sie mit ihren Mamas, ihrem Papa und Mamusch ihre eigenen Herzenswunsch-Eltern gefunden haben. Das erscheint etwas realitätsfremd: Kinder suchen sich ihre Eltern nicht aus. Diese Darstellung vermittelt recht deutlich das Anliegen, von den Kindern als tolle Eltern anerkannt zu werden sowie dass das Kind sich damit identifiziert, die Sehnsucht der Wunscheltern gestillt zu haben. So nachvollziehbar dieser Wunsch auch ist, sind Kinder aber nicht dazu da, ihre Eltern zu bestätigen.
Offen gesprochen
Die Reihe „Offen gesprochen“, die von DI-Netz aus dem Englischen übersetzt wurden , sind keine Bücher zum Lesen mit den Kindern, sondern Ratgeber zur Aufklärung von Spenderkindern verschiedener Altersstufen. Die Bücher sind aus einem elterlichen Ansatz heraus geschrieben.
III. Empfohlene Alternative: Ein eigenes Fotobuch zur Aufklärung
Eltern können außerdem ein eigenes (Foto)Buch zur Aufklärung machen. Bei verschiedenen Anbietern wie z. B. dm und Lidl gibt es inzwischen die Möglichkeit, online mit eigenen Fotos für ca. 20 Euro Papp-Bilderbücher zu gestalten. Damit können Eltern die Geschichte der Familie in eigenen Worte und Bilder erzählen, was die Kinder vermutlich mehr beeindruckt als eine Geschichte über andere Personen. In ein solches Buch könnte man ggf. auch eigene Bilder oder Skizzen einfügen und zum Beispiel auch eine eigene Seite über den genetischen Vater und einen erweiterten Stammbaum mit drei oder vier Elternteilen.
Wir würden folgenden Text für Hetero-Eltern vorschlagen: „Mama und Papa wünschten sich sehr ein Kind. Damit ein Kind entsteht, braucht es einen Mann und eine Frau. Jeden Monat wächst bei der Frau im Bauch ein Ei heran. Damit ein Baby entstehen kann, muss noch der Samen eines Mannes dazukommen. Bei manchen Männern klappt das aber nicht. So war das auch bei Papa. Mama und Papa haben überlegt, wie sie trotzdem ein Kind bekommen könnten. Schließlich haben sie einen anderen Mann gefunden, der seinen Samen abgegeben hat, damit daraus ein Kind entstehen kann. Mit seinem Samen und Mamas Ei konnte ein Kind in Mamas Bauch heranwachsen. Und das bist Du. Du hast Mama und Papa und einen genetischen Vater. Wenn Du magst, kannst Du ihn auch mal kennenlernen. Wir freuen uns alle sehr, dass Du auf die Welt gekommen bist.“