1. Verein
Am 18. September fand unser offizielles Vereinstreffen in Berlin statt. Im Anschluss wurde das Vorstandsteam neu gewählt und besteht jetzt aus folgenden Personen:
- Christina Motejl (Vorsitzende und Rechtliches)
- Anne Meier-Credner (stellvertretende Vorsitzende und Öffentlichkeitsarbeit)
- Sunny Müller (Mitgliedschaft)
- Julia J. (Kassenwartin)
- Sandra Koch (Social Media Arbeit)
- Martina T. (Elternanfragen)
- Janina W. (Beratendes Vorstandsmitglied)
Nach der Mitgliederversammlung haben wir online über drei mögliche politische Forderungen zur Aufwandsentschädigung für „Spender“ abgestimmt. Durchgesetzt hat sich die Option „Spender sollen nur eine Aufwandsentschädigung in Höhe des tatsächlich entstehenden Aufwands für Fahrtkosten und Arbeitsausfall in Höhe von ca. 30 Euro erhalten.“
Nach der Mitgliederversammlung wurde außerdem eine Arbeitsgruppe „Inklusive Sprache“ gegründet. Diese soll Vorschläge für die Überarbeitung der Internetseite mit inklusiver Sprache erarbeiten und dem Verein zur Abstimmung vorschlagen. Um das allgemeine Verständnisses für die Idee inklusiver Sprache zu verbessern, hat Sunny auf ihrem YouTube Kanal Reagenzglasbaby ein Video mit Spenderkinder-Mitglied Sam veröffentlicht.
Für die zehn größeren Kliniken haben wir erfolgreich einzelne Mitglieder angesprochen, ob wir ihre Kontaktdaten als Ansprechpartner für neue Spenderkinder weiterleiten können.
Wir haben inzwischen unser erstes Mitglied, das aus einer Eizellvermittlung und Leihmutterschaft entstanden ist. Auf Sunnys YouTube Kanal Reagenzglasbaby erzählt sie ihre Geschichte.
Anne hatte bereits letztes Jahr zusammen mit Tobias Bauer von der Universität Kumamoto (Japan) eine Spenderkinder-Studie begonnen. Die Auswertung der Online-Fragebögen läuft noch, in den letzten Monaten wurden zusätzlich einige Interviews durchgefühhrt. Beim DGPPN-Kongress in diesem Jahr hat Anne mit einem Poster einen ersten kleinen Einblick in die Daten gegeben, Tobias Bauer hat dazu einen Vortrag auf einem Bioethiksymposium in Japan gehalten.
2. Verwandtentreffer
Für Spenderkinder, die noch keinen DNA-Test gemacht haben, empfehlen wir weiterhin Ancestry, weil man die Rohdaten dieses Tests auch bei Family Finder und MyHeritageDNA kostenlos hochladen kann. Das geht zwar mit 23andMe auch, aber Ancestry hat die größere Datenbasis.
Dieses Jahr haben mindestens 14 Spenderkinder herausgefunden, wer ihr genetischer Vater ist. Außerdem hatten wir 6 neue Halbgeschwistertreffer.
Wir haben insgesamt 42 identifizierte genetische Väter (teilweise von größeren Halbgeschwistergruppen) und insgesamt 56 Halbgeschwistergruppen (die größten zwischen 7 und 9 Familien).
3. Internetseite
Folgende Beiträge auf unserer Internetseite aus diesem Jahr möchten wir besonders ans Herz legen:
Sunny hat auf ihrem YouTube Kanal Reagenzglasbaby einige spannende Beiträge veröffentlicht, die über die Playlist für Spenderkinder zu finden sind:
- Mein Mann hatte plötzlich eine erwachsene Tochter
- Meine Tochter hat noch einen Bauch-Papa
- Sarah P. Acht Jahre später…
- DNA-Test positiv, Geschwister-Test negativ: Ein Wechselbad der Gefühle
- Tipps für die Kontaktaufnahme zur Kinderwunschklinik
- Sandra sucht nach Samenspender (1982) aus Tübingen
- Das Fremde im eigenen Spiegelbild
4. Öffentlichkeitsarbeit
Coronabedingt gab es dieses Jahr weiterhin wenige Veranstaltungen.
- Im Januar hat Anne uns als Sachverständige bei einer Anhörung des Gesundheitsausschusses des Deutschen Bundestages zum Thema Legalisierung der Eizellvermittlung in Deutschland vertreten.
- Im Februar haben Christina und Anne an einer Zoom Konferenz mit Kuckuckskindern teilgenommen, die auch einen Verein gründen möchten.
- Im April hat Anne als Interviewpartnerin an einer Veranstaltung der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina und der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) zum 30. Geburtstages des Embryonenschutzgesetzes (ESchG) teilgenommen.
- Im Mai erschien der Film „MENSCHENSKIND!“ zu Solo-Müttern, bei dem Sven und Anne mitgemacht hatten. Ein Interview mit der Regisseurin Marina findet ihr ebenfalls auf Sunnys YouTube Kanal „Reagenzglasbaby“.
- Zum Tag der genetischen Identität am 30. Mai haben wir in Kooperation mit donorkind aus den Niederlanden die dort entworfenen Bilder für Posts mit deutschem Text verwendet.
- Die zentrale Adoptionsstelle des Thüringer Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport führte am 15. November eine Fortbildungsveranstaltung für Adoptionsfachkräfte zum Thema „Adoption nach Leihmutterschaft und Samenspende“ durch. Anne war eine der drei Referent*innen.
- Wir posten Infos zu Beiträgen von, über und mit uns oder unser Thema auf unserer Internetseite, Twitter, Facebook und Instagram.
5. Rechtliches
- es laufen weiterhin mehrere Gerichtsverfahren unserer Mitglieder gegen Novum.
- Die rechtliche Beratung betraf insbesondere Vaterschaftsanfechtung sowie die Möglichkeiten, sich gegen die Darstellung in Medienberichten zu wehren.
- Regelmäßig schreiben wir auch Reproduktionskliniken und Samenbanken bei irreführenden Aussagen auf der jeweiligen Internetseite an.
6. Medienbeiträge
- „Du bist eben der Sohn deiner Mutter“ Artikel von Wolfgang Büscher in Die Welt vom 25. Februar (Paywall)
- Der blinde Fleck in meinem Leben – Leben mit der Ungewissheit, Beitrag von Julia Kaulbars auf ZDF 37 Grad vom 13. Juli :
- Wer ist mein Vater? Anonyme Samenspender und ihre Kinder. ZDF Terra Xpress
- Keine Spur vom biologischen Vater – SWR NACHTCAFÉ am 17. September
- Wie ist es, den biologischen Vater nicht zu kennen? Drei unserer Mitglieder erzählen bei #maedelsabende von ihrer Suche.
- Podcast Eros und Psyche – „Wäre ich wenigstens aus einem one night stand entstanden!“ Das Gespräch mit den Spenderkinder Schwestern
- Augsburger Allgemeine 28. Oktober „Mein Vater der Samenspender“ (Paywall)
- ARTE-Doku Samenbank oder Hausbesuch? Wunschkinder von fremden Vätern“ am 8. November 2021.
- „Es gibt kein Recht auf ein Kind“ – Schicksal Spenderkind, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 11. November. (Paywall)
- Tagblatt vom 21.November: Samenspende: „Mein Papa ist nicht mein Vater“ (Paywall)
- In der Podcastfolge „Samenspende: Kleine Spende, großes Glück?“ spricht die Autorin u. a. mit einem unserer Mitglieder darüber, wie es ist mit einer Samenspende ein Kind zu bekommen.
7. Internationales
- Austausch mit Spenderkindern aus den USA zu Möglichkeiten von strategischer Prozessführung. Die Situation in den USA ist allerdings sehr anders als in Deutschland, da dort Reproduktionsmedizin überhaupt nicht reguliert wird.
- Im Juni hat die französische Nationalversammlung das neue „Loi de bioéthique“ verabschiedet, das Spenderkindern das Recht gibt, als Erwachsene die Identität ihrer genetischen Elternteile zu erfragen. Bisher garantierte Frankreich Personen Anonymität, die Eizellen, Samen oder Embryonen abgaben.
8. Ausblick auf 2022
Die neue Bundesregierung aus SPD, Bündnis 90 / Die Grünen und FDP hat sich in den Bereichen Familienpolitik, Abstammungsrecht und Reproduktionsmedizin viel vorgenommen. Die Pläne im Koalitionsvertrag weisen dahin, dass genetische Abstammung und Elternschaft weiter voneinander gelöst werden sollen. Positiv für Spenderkinder sind insbesondere zwei Vorhaben: es soll ein statusunabhängiges Feststellungsverfahren eingeführt werden, in dem ein Kind seine Abstammung gerichtlich klären lassen kann ohne zugleich die rechtliche Elternschaft anfechten zu müssen, und das Samenspenderregister soll auch für bisherige Fälle, private Samenspenden und Embryonenspenden geöffnet werden. Vermutlich werden wir schon im nächsten Jahr konkreter zu den Plänen Stellung nehmen können.