Kontakt zu anderen Spenderkindern

Mittlerweile ist der erste Teil meiner Prüfungen vorbei, deswegen kann ich mich auch wieder ein bisschen der Seite widmen. Nächstes Wochenende habe ich hoffentlich Zeit, die Sektion Psychologisches um ein paar Studien zu ergänzen. Die Prüfungen liefen ganz okay, aber wie gut ich gewesen wäre, wenn ich von der gesamten Sache nicht so abgelenkt gewesen wäre, werde ich wohl nie wissen. Inzwischen hatte die Seite seit Anfang Oktober 2006 über 1.900 Zugriffe, was mich sehr freut.

Mit dem neuen Jahr haben sich auch die ersten anderen Spenderkinder bei mir gemeldet, was mich sehr gefreut hat. Die meisten waren mit um die 18 Jahre allerdings deutlich jünger als ich. Was die Einstellung zu Samenspenden eingeht, wurde mein Eindruck bestätigt, dass es für die Reaktion darauf auf das Alter, in dem man die Wahrheit erfährt, aber auch die Beziehung zu den Eltern und nicht zuletzt die eigene Persönlichkeit ankommt. Zwei der Kinder hatten keine Probleme mit ihrer Entstehungsweise, wobei eines schon etwas neugierig auf den Spender zu sein schien und nur befürchtete, dass dies den Vater verletzen würde. Die beiden anderen haben meine Gefühle und Gedanken überwiegend geteilt. Mir ist es auf jeden Fall wichtig, dass ich mit anderen Betroffenen darüber reden kann, ob sie meiner Meinung sind oder nicht ist nicht wichtig. Mich interessiert dabei auch besonders, wie die Erfahrungen mit Samenspenden in anderen Familien waren – wie und weswegen die Eltern es gesagt haben und wie das die Beziehung zu den Eltern beeinflusst hat. Mein Wunsch wäre es letztendlich, ein Netzwerk für aus einer Samenspende Entstandene wie in Großbritannien oder den Niederlanden einzurichten, denn für Adoptionskinder gibt es so etwas schon sehr lange.

Letzte Woche habe ich außerdem an Aufnahmen an einem Film vom WDR mitgemacht. Es geht um ledige Frauen, die mit einer Samenspende ein Kind bekommen möchten. Außerdem erscheint vermutlich bald auch ein Artikel in der Zeitschrift Neon über Kinder aus einer Samenspende, für den ich ebenfalls interviewt wurde. Wegen dieser Medienpräsenz möchte ich klarstellen, dass mir nichts daran liegt, in die Medien zu kommen. Deswegen habe ich bisher auch nie mein Gesicht gezeigt oder meinen richtigen Namen genannt. Und so nett und interessant die meisten Journalisten auch sind, könnte ich in der Zeit auch andere wichtige Sachen machen. Mir ist aber wichtig, dass in der Diskussion über Samenspenden in Deutschland auch mehr die Perspektive der Kinder wahrgenommen wird. In der Kölner Zeitung Express war vorgestern zum Beispiel ein halbseitiger Artikel über Samenspende mit einem großen Foto von Prof. Katzorke („Prof. Samenbank“), in dem noch nicht einmal angesprochen wurde, was für Auswirkungen das auf die derart entstandenen Kinder haben könnte. Stattdessen gab es kurze Interviews mit einem Samenspender, den solche Gedanken auch nicht zu beunruhigen schienen, und einer Begutachterin für die Samenqualität. Damit so schlecht recherchierte Artikel seltener werden, plane ich auch in Zukunft seriöse Medienanfragen annehmen, wenn es meine Zeit zulässt. Nicht zuletzt ist das auch die beste Möglichkeit, andere Spenderkinder auf die Internetseite aufmerksam zu machen.
Stina