Seit knapp zwei Monaten ist meine Seite jetzt online, und es gab schon an die 500 Zugriffe. Außerdem kann ich jetzt auch über google einigermaßen gut gefunden werden. Ich habe auch einiges an Post bekommen und bisher versucht, alles zu beantworten. Die meisten mails kamen von DI-Eltern und waren sehr nett. Allerdings handelte es sich nur um Eltern, die ihren Kindern die Wahrheit sagen möchten. Manche meinten, dass die Seite sie bestärkt hat, ihren Kindern von Anfang an die Wahrheit zu sagen oder dazu bewegt hat, noch mehr darauf zu achten, dass ihre Kinder auch später an die Daten des Spenders gelangen können. Das hat mich sehr gefreut, denn wenn ich so etwas erreicht habe, dann macht die Seite auf jeden Fall Sinn. Lediglich über zwei mails habe ich mich etwas geärgert, in denen die Verfasser das Verhalten meine Eltern verteidigt haben. Außerdem habe ich zwei Journalistenanfragen bekommen, aber nach zwei Presseterminen muss ich mich jetzt mehr aufs Lernen konzentrieren. Nur die anderen Spenderkinder lassen immer noch nichts von sich hören …
Ansonsten scheint die Seite in der "Samenspende-Szene" eine kleine Diskussion angestoßen zu haben. Ich habe mich neulich in dem Forum von kinderwunsch.de umgeschaut, wo Eltern richtig verstört von der Seite berichtet haben und "dem Hass, der ihnen als Nichtaufklärern" entgegenschlüge. Den habe ich zwar so nicht in die Seite hineingelegt, aber ich vermute da plagte einige doch ein schlechtes Gewissen. Wer wirklich wissen möchte, wie manche Samenspende-Eltern ticken, sollte sich unbedingt einmal in so einem Forum anmelden. Interessant war jedenfalls, was für Mutmaßungen Menschen über einen anstellen, wenn sie einen Teil der Lebensgeschichte kennen. Das reichte von ich hätte vermutlich eh nur nach einem Vorwurf gesucht, meinen Vater abzulehnen dahin, dass mir jemand bei der Seite geholfen hätte, der Samenspenden negativ gegenüber stände. Andere zogen sich dagegen darauf zurück, ich wäre eh noch zu jung, um Kinderlosigkeit wirklich zu verstehen und die jungen Menschen von heute wüssten eh nicht, was wirkliche Probleme wären. Ich finde es sehr aufschlussreich, dass ein paar Eltern solche Argumente heranziehen, um sich nicht mit meiner Meinung auseinandersetzen zu müssen. Aber mit so etwas muss man wohl leben, wenn man sein Seelenleben im Internet präsentiert 🙂
Wer sich fragt, wie ich in der kurzen Zeit so viele Informationen zusammensuchen konnte: ich hatte etwas Hilfe bei der Recherche von Frau Dr. Thorn, und als Studentin bin ich es natürlich eher gewohnt, in kurzer Zeit Texte zu produzieren. Ganz fertig ist die Seite auch leider immer noch nicht, denn ich habe noch mehrere Studien, die ich gerne unter Psycholgisches einarbeiten möchte. Ich denke die Erstellung der Seite ist auch zu einem gewissen Teil eine Selbstherapie – dass ich wissen wollte, was alles hinter Samenspenden steht, um es besser einordnen zu können. Nicht zuletzt hoffe ich, dass die Seite irgendwann einmal jemandem wie mir helfen kann. Ich hätte mich jedenfalls sehr gefreut, wenn ich direkt nach der Aufklärung durch meine Eltern Kontakt zu anderen Betroffenen hätte herstellen können. Und alle, die daran zweifeln: das ist wirklich meine Meinung. Ich habe im Internet kaum negative Ansichten über Samenspenden gefunden, und gerade das hat mich so gewundert. Die einzigen Texte, in denen Kritik ausgedrückt wurden, waren die Studien über Spenderkinder und die Diskussion über Aufklärung in Human Reproduction. Ich war sehr überrascht, wie ähnlich zu meinen die Gedanken waren, die in manchen dieser Studien von anderen Kindern geäußert wurden.
Sonst rückt das Examen immer näher, aber mit dem Lernen klappt es schon wieder wesentlich besser und ich habe zwischendrin auch noch ein bisschen Zeit, die Weihnachtszeit zu genießen. Meinen Eltern werde ich zumindest eine Weihnachtskarte schicken.
Stina