Immer mehr Halbgeschwister- und Spender-Kind-Treffer
Über die Hälfte der Mitglieder des Vereins Spenderkinder, die in einer DNA-Datenbank registriert sind, konnten Halbgeschwister und/oder ihren genetischen Vater finden.
Viele durch Keimzellvermittlung entstandene Menschen möchten wissen, wer ihr genetischer Vater und ihre Halbgeschwister sind.1 Da einige Kliniken angeblich die Daten vernichtet haben, müssen sie selbst auf die Suche gehen. Der Verein Spenderkinder hat sich in den letzten Jahren zu einer erfolgreichen Anlaufstelle entwickelt und konnte dank seines Engagements und wachsenden Mitgliederzahlen zu einigen Treffern beitragen. Bei den insgesamt 503 Spenderkindern, von denen wir wissen, dass sie einen beliebigen DNA-Test gemacht haben, gab es 496 Treffer (Halbgeschwister oder den genetischen Vater oder beide, Stand Januar 2023). Die Halbgeschwistergruppen bestehen aus Spenderkindern aus zwei bis neun Familien. Auch ehemalige „Spender“ haben sich aus eigener Initiative registriert, und so konnten einige Spenderkinder auch unabhängig von der Auskunft durch Reproduktionskliniken ihren genetischen Vater finden. Sieben Spenderkinder haben „nur“ ihren genetischen Vater und bislang keine Halbgeschwister über DNA-Datenbanken gefunden. Auch wenn sich genetische Verwandte von Samenspendern registrieren lassen, ist eine Identifizierung möglich. Einige unserer Mitglieder haben in DNA-Datenbanken direkte Verwandte wie einen Onkel oder einen Cousin gefunden, über die sie ihren genetischen Vater ausfindig machen konnten.
Verwandtensuche mit DNA-Datenbanken
Mit der abgebildeten Deutschlandkarte möchten wir Transparenz schaffen und Spenderkinder sowie „Samenspender“ dazu ermuntern, Kontakt mit uns aufzunehmen oder auch direkt den DNA-Test bei Family Tree DNA zu machen. Die meisten unserer Mitglieder sind dort registriert. Wie die Tests funktionieren und was man dabei beachten sollte, haben wir in einem Beitrag zum FamilyFinder und zu weiteren DNA-Datenbanken ausführlich zusammengefasst.
Je mehr Spenderkinder und „Spender“ sich registrieren lassen, desto größer sind die Chancen, dass es zu Treffern kommt. Einige Städte, allen voran Essen und München, mit den größten Samenbanken in Deutschland, haben sich schon jetzt zu regelrechten Ballungszentren mit einer wachsenden Trefferquote entwickelt; doch auch unter Spenderkindern aus kleineren Praxen wurden bereits Halbgeschwister identifiziert.
Warum suchen Spenderkinder ihren genetischen Vater und Halbgeschwister?
Viele Spenderkinder möchten im Laufe ihres Lebens wissen, von wem sie genetisch abstammen und 50 Prozent ihrer Anlagen geerbt haben.2 Eine Vater-Kind-Beziehung aufzubauen steht dabei nicht im Fokus. Finanzielle Ansprüche spielen überhaupt keine Rolle. Die meisten Spenderkinder würden es sehr schätzen, wenn sie ihren genetischen Vater kennenlernen und mit ihm als Mensch reden könnten. Auch für die eigene Identitätsbildung ist die Auseinandersetzung mit der eigenen Herkunft wesentlich. Es ist schwer, von einem genetischen Elternteil rein gar nichts zu wissen. Als Metaphern werden dazu manchmal genannt, dass sich die Situation anfühle wie in einen „leeren Spiegel“ zu schauen, als lebte man in einem Haus, ohne Schlüssel für den eigenen Keller, als hätte man Wurzeln unter einem Fuß, während man mit dem anderen Bein irgendwie in der Luft hängt. Spenderkinder möchten dort, wo sie ihre Identität im Moment nur auf ein schwarzes Loch gründen, eine reale Person – ihren genetischen Vater – einfügen können.
- Es gibt auch Spenderkinder, die nicht nach dem genetischen Vater oder Halbgeschwistern suchen oder ambivalente Gefühle bei der Suche haben, zum Beispiel weil sie befürchten, sehr viele Halbgeschwister zu finden oder dass sie die gefundenen Verwandten unsympathisch finden. [↩]
- Beeson D, Jennings P, Kramer W (2011) Offspring searching for their sperm donors: how family type shapes the process. Human Reproduction 9 (26), S. 2415–2424, S. 2419; Hertz R, Nelson M, Kramer W (2013) Donor conceived offspring conceive of the donor: The relevance of age, awareness, and family form. Social Science & Medicine 86, S. 52-65, S. 56. [↩]